Bilderbücher und Kinderbücher
Hilf mir, wenn ich traurig bin
Ein Buch zum Trauern, Erinnern und Abschiednehmen
Autorin: Jule Kienecker/Mechthild Schroeter-Rupieper
Rezension: Ruth Werres
Das Buch „Hilf mir, wenn ich traurig bin“ hat sich aus einer Idee von Jule Kienecker entwickelt. Zusammen mit der Familientrauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper setzte sich die Kommunikationsdesignerin intensiv mit den Themen Trauern, Erinnern und Abschiednehmen auseinander. Daraus ist dieses liebevoll gestaltete, kreative Buch entstanden. Auf eine kindgerechte Art und Weise werden alle Themen rund um den Tod besprochen. Dabei wird auf eine sachliche, aber für junge Menschen angemessene Ausdrucksweise geachtet. Das Buch ist voller Geschichten, Bastel- und Gestaltungsideen, welche Kinder bei ihrem Trauerprozess unterstützen und Erwachsenen einen Gesprächsanlass geben. In der Kategorie „Was ich immer schon mal wissen wollte“ werden die unterschiedlichsten Fragen, die Kinder häufig beschäftigen, passend und sachlich beantwortet, beispielsweise „Ist es kalt unter der Erde?“, „Wie lange dauert Traurigsein?“ oder auch „Tut tot sein weh?“. Besonders gelungen finde ich die Einladungsseite am Ende des Buches. Dort finden Kinder Vorlagen für Einladungen, mit denen sie konkret Menschen um Unterstützung bitten können, beispielsweise „Liebe/r … bitte bastle mit mir ein Erinnerungsmemory!“ oder „Liebe/r … bitte geh doch mal mit mir zum Grab. Deine/e …“. So können die Kinder sich mit anderen gemeinsam mit den verschiedenen Inhalten des Buches beschäftigen.
Viele der Bastelvorlagen sind mit dem Hinweis „WWW“ gekennzeichnet, welcher auf den Download-Bereich des Patmos Verlages verweist. Dort können diese Vorlagen heruntergeladen und mehrfach genutzt werden. Das Buch richtet sich explizit an Kinder, eine Einleitung für Erwachsene ist über einen QR-Code im Buch oder im Downloadbereich des Verlages zu finden. Hier werden Fragen beantwortet, welchen Erwachsene in Bezug auf den Trauerprozess von Kindern häufig begegnen. Dabei liegt der Fokus darauf, die Trauer der Kinder ernst zu nehmen und dieser mit Offenheit zu begegnen. Ein weiterer Teil ist die Beschreibung der Trauerprozesse von Kindern, angepasst an verschiedene Altersstufen.
Insgesamt gefällt mir das Buch sehr gut. Durch die Vielfalt an Angeboten können Kinder es sehr individuell und eigenständig benutzten und gestalten. Das Buch greift die Themen Tod, Trauer und Abschiednehmen auf einer sachlichen sowie kindgerechten Ebene auf und hilft Begleitern*Begleiterinnen einen passenden Umgang mit diesen zu finden. Es verdeutlicht, wie wichtig es für Kinder ist, durch ihre Trauer begleitet zu werden. Die Idee von Jule Kienecker, etwas zu entwickeln, was Familien in der Trauer hilft, wurde hier hervorragend umgesetzt.
Empfohlen wird das Buch für Kinder ab 6 Jahren.
Der Junge, der Gedanken lesen konnte
Ein Friedhofskrimi
Autorin: Kirsten Boie
Rezension: Carmen Rietmann
Valentin ist mit seiner Mutter von Kasachstan nach Deutschland gekommen. Ganz neu in der Stadt, muss er irgendwie allein seine Sommerferien und das Ankommen meistern. Dabei lernt er auf seinen Streifzügen, die ihn immer wieder zum Friedhof führen, ganz außergewöhnliche Menschen kennen, die als Charaktere in dieser so kuriosen und zugleich poetischen Geschichte so sehr miteinander verwoben sind und in ihrer Darstellung sehr berühren: die geselligen Schilinskys, die sich schon zu Lebzeiten ein Grab gekauft haben und es nun als Garten nutzen, in dem sie mit Nudelsalat, Schnitzel und Bier gerne Gäste empfangen; den polnischen Friedhofsgärtner Bronislaw, der mit einem Schlag auf den Hinterkopf bewusstlos auf der Friedhofstoilette aufgefunden wird; Herrn Schmitz, den herzensguten und klugen alten Herrn, der mit seinem Hund jeden Tag das Grab seiner Frau besucht; „Dicke Frau“, die sich vom Schicksal geschlagen und einen Einkaufswagen schiebend über einen gestohlenen Golddollar beschwert, den ihr der Doktor laut Testament auf einem Kassenbon vererbt hat; und nicht zuletzt Mesut, einen klugen Nachbarsjungen, den Valentin vorm Haus trifft, mit dem er sich anfreundet und der ihn durch sein Abenteuer hindurch begleitet.
Dass Valentin mit großer Konzentration und beim Anstarren einer Person deren Gedanken sieht, finde ich eher irritierend, auch wenn sich diese Gabe als gelegentlich hilfreich erweist, denn es entspinnt sich ein spannender Kriminalfall, bei dem sich die Ereignisse überschlagen. Gleichzeitig entwickeln sich aber auch Freundschaftsgeschichten über alle Kulturen hinweg, in denen sich die Menschen vorurteilsfrei mit ihren teils skurrilen Eigenheiten begegnen, und ganz nebenbei spürt Valentin den philosophischen Fragen rund um Leben und Tod nach, wenn z. B. seine Gedanken immer wieder um seinen großen Bruder Artjom kreisen, von dem wir erst nach und nach erfahren. Auf ganz besondere Weise gelingt es der Autorin, dieses Nachspüren einfühlsam und kindgerecht zu vermitteln, ohne zu belehren. Vielmehr ermöglicht sie der Leserschaft einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt Valentins – manchmal kurios, manchmal amüsant, aber immer originell, ehrlich und berührend mit einem Hauch des Geheimnisvollen.
Alles in allem eine wunderbar leichte, poetische Geschichte über Freundschaft und den Umgang mit Verlust und Trauer, gleichzeitig aber auch spannender Kinderkrimi und großes Abenteuer, das sich zu lesen lohnt – ab 10 Jahren, aber auch weit darüber hinaus, ist das Lesen dieser warmherzigen und spannenden Lektüre meines Erachtens sehr zu empfehlen.
Genauso nur anders
Ein Kinderfachbuch über Vielfalt
Autorin: Lena.Marie Herbst
Rezension: Paula Dicks
„Genauso, nur anders“ von Lena-Marie Herbst ist ein Kinderbuch, welches das Thema Vielfalt und die Existenz von Unterschieden als Bereicherung für unsere Gesellschaft kindgerecht und einfühlsam darstellt. Die Geschichte handelt von einem kleinen Hasen, der seine Mutter fragt: „Sind eigentlich alle Tiere so wie wir?“
Im weiteren Verlauf der Geschichte lernt der kleine Hase, dass andere Tiere Gemeinsamkeiten mit ihm haben, dennoch aber auch Unterschiede existieren. Der kleine Hase lernt, dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen und sich gegenseitig zu ergänzen, statt zu vergleichen. Verschiedene Eigenschaften, Fähigkeiten sowie Sicht- und Lebensweisen werden als Chance dargestellt. Die sehr schönen Aquarellbilder unterstützen das. sie vermitteln Ruhe und laden dazu ein, sich intensiver mit den verschiedenen Charakteren auseinanderzusetzen.
Im Anschluss der Geschichte gibt es einen Mitmachteil für Kinder. Hierbei werden Kinder angeregt,
über sich selbst und andere nachzudenken und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten bewusst zu benennen. Abschließend finden Erwachsene Hinweise zum Umgang mit Vorurteilen bei Kindern und
Tipps für Gespräche über das Thema Vielfalt. Wer sich darüber hinaus intensiver mit der Thematik
Diversität auseinandersetzen möchte, findet hinten im Buch empfohlene Links und Literaturangaben.
Das Buch „Genauso, nur anders“ kann ich sowohl für Eltern als auch für Menschen, die im pädagogischen Kontext mit Kindern zusammenarbeiten, sehr empfehlen. Das Buch dient nicht nur der Unterhaltung, sondern hat mich persönlich auch sehr inspiriert und zum Nachdenken angeregt. In der heutigen Gesellschaft ist Diversität ein integraler Bestandteil, den wir nicht ignorieren können und wollen. Daher ist es von großer Bedeutung, dass Kinder bereits frühzeitig mit Vielfalt in Berührung kommen und lernen, einen respektvollen Umgang damit zu entwickeln.
Ort für meine Traurigkeit
ins Deutsche übersetzt von der Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper
Autorin: Anne Booth, Illustrationen: David Litchfield
Rezension: Katrin Beerwerth
Der Titel des Bilderbuches und sein wunderbares Cover sprachen mich sofort an, denn ich finde es so wichtig, dass wir Menschen uns auch mit den vermeintlich schlechten Gefühlen auseinandersetzen. Ich persönlich meine auch, dass man sich in seiner Traurigkeit selbst sehr nahe ist, was eine wertvolle Erfahrung sein kann. So griff ich mit hohen Erwartungen nach dem Buch. Berührt hat mich dann im nächsten Zug der Hinweis, dass die Autorin durch die Worte der jüdischen Niederländerin Etty Hillesum, welche 1943 im KZ Ausschwitz-Birkenau verstarb, inspiriert wurde. Ihr Gedanke war es, dass wir der Traurigkeit einen Raum und Schutz in uns geben müssen, sodass sich diese verwandeln kann und Hass und Rachegedanken nachlassen können. Sie meint, wenn alle Menschen so ehrlich mit ihrer Trauer umgehen könnten, würde dies das Leid auf der Welt verringern.
Und so nimmt die Autorin uns mit auf die Reise, wie ein kleiner Junge seine Traurigkeit in Empfang nimmt und ihre eine Wohnung baut. Er sorgt gut für sie und gibt ihr den Raum, den sie braucht.
Die Traurigkeit darf so sein, wie sie will:
laut, leise, unruhig,
müde, unsicher …
Der kleine Junge nimmt sie so, wie sie ist, und konfrontiert sie zugleich vorsichtig mit dem Leben, der Sonne, dem Blumenduft. Dabei dreht sich sein ganzes Leben aber nicht ausschließlich um die Traurigkeit, denn er will ja auch mal mit seinen Freunden spielen. Das ist für die Traurigkeit gar kein Problem, denn sie hat schließlich ein richtig schönes Zuhause.
Die Leserschaft wird es bereits gemerkt haben: Ich bin ein Fan von diesem Buch. Der Text ist kurz und einfach, aber sehr prägnant. Die Illustrationen runden das Ganze ab, denn sie sind zauberhaft. Gerade die Traurigkeit wird sehr anrührend personifiziert, aber ich will nicht zu viel verraten. Das Buch ist definitiv auch eine tröstende Lektüre für Erwachsene, und ich gebe eine klare Kaufempfehlung.
Die Brücke hinter den Sternen
Ein Buch für Kinder ab 5 Jahre
Autorin: Cornelia Funke
Rezension: Yvonne Storcks
„Die Brücke hinter den Sternen“ erzählt von dem kleinen Engel Barnabel, der es sich zur Aufgabe machen möchte, Menschen über genau diese Brücke zu führen, über die Brücke vom Leben in den Tod. Diese wird bewacht vom Drachen Trianlong. Engel begleiten Sterbende bei ihrem Weg über diese Brücke und nehmen ihnen die Last ab, die den Übergang so schwer macht.
Obwohl Barnabel ständig von allen gesagt bekommt, er sei noch viel zu jung und unwissend, um über die Brücke zu fliegen, gibt er nicht auf, sich darauf vorzubereiten und alles Notwendige dafür zu lernen. Er macht sich auf die Reise, um alles über die dunklen Dinge zu erfahren und weiser und schwerer zu werden, sodass er auch das schwerste Menschenherz über die Brücke ins Licht führen kann. Er bekommt Hilfe von Bairim, dem großen weisen Engel, der ihn selbst damals über die Brücke begleitete. Dieser erinnert sich: „Du warst noch sehr jung, selbst für ein Menschenkind, und trotzdem wusstest du alles über die dunklen Dinge. Du wusstest so viel, dass dein Herz selbst für mich fast zu schwer war. Also habe ich einiges von dem, was es schwer machte, von der Brücke geworfen und nur die wichtigsten Dinge mitgenommen.“
Sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren und die Gewissheit, auch auf dem letzten Weg nicht allein zu sein, sondern sicher begleitet von jemandem der hilft, das Wichtige zu erkennen und das Schwere zu nehmen oder zumindest mitzutragen, ist eine der tröstlichen Botschaften dieses wunderschönen Kinderbuches.
Cornelia Funke, der diese Geschichte so wichtig war, dass sie sie ausnahmsweise selbst illustrierte, nimmt empathisch und zugewandt kindliche und erwachsene Leser*innen mit auf die Reise des kleinen Barnabel, die ihn schließlich befähigt, einem Kind bei dem Weg über die Brücke beizustehen.
„Aber Barnabel zeigte ihm den Weg durch die Beine des Drachen, und dann weiter über die Licht- und die Schattenwiese, bis sie zu dem Tal kamen, wo die dunklen Dinge wuchsen.
Sie pflanzten einen Baum aus den Dingen, die das Kind bei sich getragen hatte. Und dann brachte Barnabel ihm bei, zu fliegen“, lauten die letzten Zeilen der Geschichte.
Hier wird nochmal deutlich, dass die Autorin Hoffnung gibt, ohne zu beschönigen; auch die dunklen Dinge und die Angst bekommen ihren Platz.
Trotzdem wird die Perspektive geschaffen, dass der Weg be-schreitbar ist. Dass es eine Möglichkeit gibt, ihn zu schaffen, Schweres abzulegen und am Ende sogar das Fliegen zu erlernen.
Ich finde das Buch von Cornelia Funke mit ihren wunderschönen Illustrationen sehr berührend und sehe es als Bereicherung für alle Kinder und Familien, die der Auseinandersetzung mit dem Tod sehr früh begegnen.
Gebrauchsanweisung gegen Traurigkeit
Für alle, die traurig sind. Eine Aufmunterung für Kinder und Erwachsene
Autorin: Eva Eland
Rezension: Stella Borgmeier
Mit dem kleinen Bilderbuch ist es Eva Eland gelungen, sanft, liebevoll und mit wenigen Worten einen möglichen Umgang mit dem großen Thema Trauer zu
finden.
Die Trauer, in dem Buch als ein großes, bauchiges, fast durchsichtiges Fantasie-
wesen dargestellt, anzunehmen, sie herzlich willkommen zu heißen, ihr einen
Namen zu geben und Zeit mit ihr zu verbringen, bis sie sich von selbst erst einmal wieder zurückzieht – das ist für mich die Botschaft, die ich aus dem Buch mitnehme!
Ein originelles Bilderbuch und hilfreiches Geschenk, welches ich als Gebrauchsanweisung für Traurigkeit empfinde und aufgrund der wenigen Sprache und der
sehr ansprechenden Grafiken sowohl Kindern als auch Erwachsenen wärmstens weiterempfehlen kann.
Was mach ich nur mit meiner Trauer?
Autorin: Dagmar Geisler
Rezension: Hiltrud Bögemann
„Es gibt viele Arten, traurig zu sein. Dabei gibt es kein richtig oder falsch.“ – ein Grundtenor in dem Buch von Dagmar Geisler, die in ihren Büchern immer wieder das emotionale Erleben von Kindern in den Mittelpunkt stellt.
Das Bilderbuch „Was mach ich nur mit meiner Trauer?“ ist ein Band der Buchreihe „Emotionale Entwicklung“ des Loewe Verlags, in der jeweils ein bestimmtes Gefühl oder eine besondere Lebenssituation kindgerecht aufbereitet wird. In diesem, 2018 erschienenen Band, wird der Tod eines geliebten Menschen thematisiert. Aus der Perspektive des Kindes geht es in diesem Buch darum, dem Gefühl von Traurigkeit nachzuspüren, seine verschiedenartigen Ausdrucksformen kennenzulernen und Möglichkeiten der Bewältigung von Trauer mit den Kindern zu thematisieren, wie z. B. Erinnerungen oder Rituale.
Das Buch ist eine Mischung aus Sach-, Vorlese- und Bilderbuch und wird für Kinder ab fünf Jahren empfohlen. Zum Einstieg in die Geschichte werden verschiedene kindgerechte Situationen gezeichnet, in denen man sich traurig fühlen kann, und die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten von Traurigkeit werden anschaulich dargestellt. Erst danach beginnt die Geschichte von Marie, deren Uroma verstirbt. Im weiteren Verlauf des Buches werden Rituale rund um den Tod sachlich und trotzdem sehr einfühlsam erklärt, gleichzeitig wird Maries Gefühlen viel Raum gegeben. Dabei zeigt die Geschichte sehr kindgerechte Möglichkeiten des Umgangs mit der Trauer auf; für Marie ist dies z. B. die Erinnerung an bestimmte Tiere und Pflanzen, die ihre Uroma ihr nahegebracht hat.
Die Natur spielt in diesem Kinderbuch eine wichtige Rolle: So wird beispielsweis das Sterben mithilfe des jahreszeitlichen Kreislaufs der Natur erklärt. Beim Betrachten dieses Buches dominieren die aufwendigen Illustrationen. Die Geschichte, und mit ihr das kindliche Erleben der Protagonistin Marie, werden sehr detailreich, farbenfroh und lebendig dargestellt, an manchen Stellen erinnert das Erzählen sogar an einen Comic. Die Sprache ist klar, verständlich und sachlich, die im Text eingebauten Fragen können hilfreiche Anregungen geben. Die Emotionen werden in diesem Buch allerdings über die Bilder transportiert.
Die wichtigste Botschaft des Buches ist, dass es beim „Traurigsein“ kein Richtig oder Falsch gibt. „Es gibt viele Arten, traurig zu sein, und jede ist in Ordnung!“ Die Intention des Buches ist vielmehr, mit Kindern über das „Traurigsein“ ins Gespräch zu kommen und ihnen zu vermitteln, dass sich dieses Gefühl sehr unterschiedlich äußern kann und darf (und auch wieder vergeht!). Kinder, und übrigens auch die erwachsenen Leser*innen, werden ermuntert, die verschiedenen Formen von Trauer wahrzunehmen und auszudrücken.
Der Grundtenor des Buches, dass „alles sein darf“, sowie der Stil des Buches laden meiner Meinung nach sehr dazu ein, mit Kindern über ihre Gefühle, insbesondere ihre Traurigkeit, zu sprechen. Gelungen finde ich auch die vielen (Quer-)Verbindungen zur Natur und die liebevoll und detailreich gestalteten Illustrationen. Die erklärenden Texte wirken manchmal etwas steif und erwachsenenorientiert, sodass sie sich nicht unbedingt immer zum Vorlesen eignen. Der Inhalt und die Botschaft werden wohl eher mit der eigenen Sprache der Vorleser*innen authentisch und lebendig.
Wenn man das Buch so verwendet, finde ich es insgesamt sehr empfehlenswert! Und zwar für Kitas und Grundschulen und alle Kinder, unabhängig davon, ob sie persönlich betroffen sind, weil dadurch Traurigkeit und Sterben in das alltägliche Leben geholt werden!
Paula und die Zauberschuhe
Autoren: Alexandra Haag und Carolina Moreno
Rezension: Hiltrud Bögemann
Zauberschuhe? Ein Märchenbuch? Nein keineswegs, auch wenn es ein ganz zauberhaftes Buch ist. Die Autorinnen stehen mit beiden Beinen im Leben, mit reichlich Kontakt zu Kindern mit körperlichen Behinderungen: Alexandra Haag ist Physiotherapeutin, Fachlehrerin Sonderpädagogik und Medizinstudentin; Carolina Moreno unterrichtet als Grafikdesignerin Kunst an einer Grundschule. Sie haben das Buch 2017 im Mabuse-Verlag herausgebracht, weil sie, wie sie selbst sagen, „so ein Buch gesucht und nicht gefunden haben“.
„Paula und die Zauberschuhe“ ist ein Vorlesebuch für Kinder im Grundschul- und Kindergartenalter, und es erzählt den Alltag eines Mädchens mit einer spastischen Körperbehinderung. In kurzen, in sich geschlossenen Geschichten, die von ausdrucksstarken Bildern begleitet werden, wird von den ganz alltäglichen Dingen eines fünfjährigen Mädchens erzählt: Lieblingsfarbe und Lieblingsessen, Spiel und Aufräumen, Geschwisterstreit und Versöhnung, Frust und Freude, Wut und Mut. Unaufgeregt und mit großem Selbstverständnis wird Paulas Behinderung in die Erzählung integriert. Von der Physiotherapie über die Bewegungsambulanz bis hin zur Therapie wird in kindgerechter und pfiffiger Sprache von den Besonderheiten in Paulas Leben erzählt. Die Kinder und Vorleser*innen erfahren viel Informatives über Zerebralparese, Spastik, Orthesen & Co. Doch immer sorgen verständnisvolle und einfühlsame Erwachsene in den Paula-Geschichten dafür, dass es Paula trotz aller Untersuchungen und Behandlungen gut geht und sie alles bewältigen kann. Die Atmosphäre ist immer kindgerecht und warmherzig. Und nicht zuletzt trägt Paula selbst mit ihrer selbstbewussten, charmanten und pfiffigen Art dazu bei.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, weil es
- Kindern, die selbst von einer Spastik betroffen sind, Mut macht und sie in dem Buch viel Verständnis erfahren.
- betroffenen Kindern, denen eine Behandlung bevorsteht, Ängste nehmen kann.
- die Selbstbestimmung von Kindern fördert.
- Kinder über die Erkrankung aufklärt und sie Verständnis für
Kinder mit einer Spastik erlernen können. - auch für Erwachsene viele Informationen bietet.
- einen sympathischen Ton trifft, der ein inklusives Selbstverständnis befördert, indem eine Behinderung ein Aspekt der Persönlichkeit unter vielen anderen ist.
- eine große Herzenswärme ausstrahlt.
- im Anhang noch zusätzliche Hintergrundinformationen zur Erkrankung und praktische Anregungen und Materialien für Kita und Schule bereithält.
Um zum Anfang zurückzukehren: Wenn es dieses Buch nicht schon gäbe, müsste es unbedingt geschrieben werden.
Geht sterben wieder vorbei?
Rezension: Benedikt Paus
Als Begründerin der Familientrauerarbeit in Deutschland und Mitbegründerin in Österreich und der Schweiz handelt es sich bei Mechtild Schroeter-Rupieper, der Autorin des Buches, um eine wahre Trauerexpertin, welche schon viele Jahre Familien begleitet und Fortbildungen in ganz Europa gibt. In dem Buch erzählt Mechtild Schroeter-Rupieper die Geschichte von Marlene und ihrem Bruder Paul, welche ihren Opa über alles lieben. Sie spielen zusammen „Mensch ärgere dich nicht“, verbringen gemeinsam Zeit im Garten und erfreuen sich an Opas Geschichten. Doch dann wird Opa krank und stirbt kurze Zeit später. Hier setzt die eigentliche Geschichte an. Wir erfahren, was Paul und Marlene in den Vorbereitungen für die Beerdigung alles erleben, wir begleiten sie bei der Trauerfeier selbst und auch bei anschließenden Ritualen, wie dem Beerdigungskaffeetrinken.
Neben diesem Erzählstrang gibt es auf jeder Doppelseite Infotexte, in denen die Autorin typische Kinderfragen beantwortet. Dort lernen wir, woher man weiß, dass ein Mensch wirklich tot ist, warum man Erde oder Blumen ins Grab wirft, oder auch, ob Würmer den Sarg anknabbern. Über die eine oder andere Frage wird sich ein Erwachsener wahrscheinlich wundern, aber dies verdeutlicht, dass die Trauer von Kindern nicht mit der von uns Erwachsenen zu vergleichen ist. Ein Aspekt, für den die Autorin sensibilisiert.
Meines Erachtens schafft es Frau Schroeter-Rupieper, auf sachliche und dennoch einfühlsame Art und Weise das Thema Tod und Trauer umfassend aufzugreifen. Die unterschiedlichen Gefühle der Protagonisten, welche auch besonders gut in den Zeichnungen dargestellt werden, sowie die vielen konkreten Fragen von Paul und Marlene lassen Kinder und Erwachsene sehr gut andocken. Die bunten und liebevollen Illustrationen laden zum Betrachten ein, ermöglichen es den Kindern, Fragen zu formulieren, und geben auch uns Erwachsenen einen Aufhänger, um Themen anzusprechen. Dabei lässt die Autorin uns Erwachsene nicht alleine: Am Ende der Geschichte gibt es noch wichtige grundlegende Hinweise für uns, die Sicherheit geben, Kinder auch bei diesem Thema zu begleiten.
Das Buch ist meiner Meinung nach unglaublich gut geeignet, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Schnell wird klar, dass hier eine Fachfrau die Feder geschwungen hat. Uneindeutige Bildsprache wie „Opa ist eingeschlafen“, welche Kinder verwirrt, aber oft in Bilderbüchern zu finden ist, sucht man hier vergebens. Frau Schroeter-Rupieper schafft es, in dem Bilderbuch Bedürfnisse von Kindern zu benennen, und bietet durch die Geschichte einen ruhigen und umsichtigen Umgang mit diesem für alle Beteiligten aufwühlenden Thema.
Das Buch kann Erwachsenen und auch Kindern die Angst nehmen, über diese Themen zu reden. Durch die vielen Informationen, die sich in der Geschichte selbst, aber auch in den Infotexten und in der Anleitung für die Erwachsenen befinden, ist das Kindebuch quasi ein „Leitfaden“, der viel Sicherheit geben kann.
Ich werde immer bei dir sein
Autorin: Joanna Rowland / Illustration: Thea Baker
Rezension: Yvonne Storcks
Dieses wunderschön illustrierte Kinderbuch richtet sich an Kinder, die um einen geliebten Menschen trauern. Sehr einfühlsam spricht es damit einhergehende Gefühle an. Angefangen mit dem Verlust eines roten Luftballons, der vom Wind davongetragen wird und für immer in den Wolken verschwindet, muss sich die Protagonistin, ein kleines Mädchen, im weiteren Verlauf des Bilderbuches mit dem Tod eines geliebten Menschen auseinandersetzen. Wer dies genau ist, wird nicht erwähnt. Diese Offenheit ermöglicht einen besonders guten Transfer auf die eigene Erfahrungswelt.
Wo bist du jetzt und wo ist deine Liebe? Ich habe Angst, dich zu vergessen! Diese zentralen kindlichen Ängste und Fragen im Zusammenhang mit dem Thema Tod werden direkt und dazu sehr empathisch angesprochen. Ebenso die Sehnsucht: „Manchmal wünsche ich mir, ich könnte dich umarmen. Ich würde dich fest drücken – wie einen großen Teddy. Und niemals loslassen.“ Um sicherzugehen, dass die Erinnerungen nie verblassen, wird unsere Protagonistin aktiv: Sie gestaltet eine Erinnerungskiste, in der sie Gegenstände sammelt, die sie an die verstorbene Person erinnern. Sie denkt bewusst an Erlebnisse, geht zu gemeinsam besuchten Orten und denkt über ihre Gefühle nach, nimmt gute und schlechte Tage wahr. Sie setzt sich mit Freunden und Verwandten zusammen und notiert eines jeden Lieblingserinnerung an den verstorbenen Menschen. Gerade an dieser Stelle des Buches wird die besondere Eindrücklichkeit und Empathie in der Illustration deutlich. Man sieht die Individualität des Trauerprozesses jeder einzelnen Person in der Gestik und Mimik, es gibt Tränen und Lächeln sowie beides in Kombination. Jeder Mensch trauert anders, aber die Trauer wird gemeinsam gelebt. Das gemeinsame Erleben der Trauer hilft, den Verlust zu verarbeiten. Es tut gut, Erinnerungen zu teilen und lebendig zu halten und dadurch dem verstorbenen Menschen weiterhin einen Platz im Leben zu geben.
Ich kann dieses herzerwärmende und einfühlsam geschriebene und gestaltete Kinderbuch sehr empfehlen. Es hebt die Kraft der schönen Erinnerungen hervor und zeigt den Weg eines Kindes auf, mit seinem Verlust adäquat und gefühlvoll umzugehen. Es wird offen auf Fragen, Ängste und Gefühle eingegangen und zugleich viel Trost und Hoffnung vermittelt. Gleichzeitig sehe ich dieses Buch auch als gute Inspiration für Erwachsene, welches kindgerechte Möglichkeiten der Begleitung aufzeigt und das Thema auf schöne Art aus dem Tabu holt.
Am Ende des Buches gibt es noch einen zweiseitigen guten Überblick mit Tipps für Eltern oder BegleiterInnen von einer erfahrenen Krankenhauskaplanin, die betroffene Familien begleitet.
Milla fliegt am Himmel
Rezension: Katrin Beerwerth
Ein Kinderbuch, basierend auf einer realen Geschichte, die erzählt, wie ein Bruder seine kleine Schwester verliert und ihren Tod verarbeitet. Geeinet für Kinder im Grundschulalter.
Als Mirkos kleine Schwester geboren wird, scheint erst alles gut zu sein. Die kleine Familie ist glücklich, doch dann bemerkt sie, dass mit der kleinen Milla etwas nicht stimmt. Sie weint sehr oft und atmet laut. Schnell wird klar, Milla ist sehr krank und wird sterben. Es kommt eine schwere Zeit auf die Familie zu: Mirkos Eltern sind oft lange bei Milla im Krankenhaus und Mirko vermisst die Zeit, in der sie alle glücklich waren. An einem Nachmittag kommt schließlich eine fremde Frau. Evi ist von einem ambulanten Kinderhospizdienst und kommt nun regelmäßig zu Mirko. Sie spielen zusammen und der Fünfjährige nutzt dies, um immer wieder über Milla und seine Eltern zu reden. Evi erklärt ihm vieles und hilft ihm, so alles besser zu verstehen. Wenn Milla nach Hause kommt, freut sich Mirko, doch er bemerkt auch, wie es ihr immer schlechter geht. Ihren Tod versteht Mirko zunächst nicht. Seine Eltern und seine Oma versuchen zu erklären, was passiert ist, doch er guckt immer noch mal nach, ob sich Milla nicht doch noch bewegt. Zusammen mit seinem Papa und Evi malt Mirko Millas Sarg an, das hilft ihm, den Tod besser zu begreifen.
Zu Millas Beerdigung begleitet Evi ihn und gemeinsam lassen sie Ballons für Milla fliegen. Zuhause legt die Familie Erinnerungsstücke von Milla zusammen und gemeinsam erinnern sie sich. Als Mirko mit seiner Mama das Grab seiner Schwester besucht, erklärt sie ihm, dass ihre Seele jetzt im Himmel sei. Dieses Bild gibt dem kleinen Jungen Kraft, denn jedes Mal, wenn er nun ein Flugzeug sieht, freut er sich, dass Milla an ihn denkt.
Ich denke, das Buch ist aufgrund der Menge des Textes für Grundschulkinder oder Jüngere, die gerne Geschichten hören, geeignet. Ich kann es weiterempfehlen, da es einfühlsam geschrieben und gestaltet ist, einfach und verständlich das Thema erklärt und so betroffenen Familien eine Unterstützung sein kann, ins Gespräch zu kommen.
Aber auch in Kindergärten oder Grundschulen könnte es genutzt werden, um Kindern die Möglichkeit zu geben, Fragen über das Versterben eines Kindes zu stellen. Gerade auch wenn es keinen Trauerfall gibt, bietet das Buch viele Informationen, sodass Kinder die Möglichkeit haben, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Die kraftvolle Art der Trauerverarbeitung bietet den Lesern ein trostspendendes Bild.
Wie ist das mit dem Krebs?
Rezension: Katrin Beerwerth
Die Autorin studierte Biologie und Philosophie. Sie ist beruflich sowohl in der Lehre als auch in der Forschung immer wieder in anderen Bezügen mit dem Thema Krebs konfrontiert gewesen, so dass sie viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl mitbringt, kleinen Menschen dieses Thema zu erklären. Das Buch ist so aufgebaut, dass eine Kinderfrage nach der anderen jeweils anschaulich, aber dennoch auf den Punkt gebracht, beantwortet wird. Die Fragen sind eine Sammlung aus Dr. Sarah Herlofsens Begegnungen mit von Krebs betroffenen Familien. Die Themen umfassen eine große Bandbreite, so lernen wir etwas über die Entstehung von Krebs, die Behandlungsmöglichkeiten und die Gefühlswelten von Betroffenen und Angehörigen. Auch das mögliche Sterben findet seinen Platz.
Die Autorin richtet sich sowohl an krebserkrankte Kinder als auch an Kinder, deren Angehörige/r erkrankt ist. Die Autorin versteht es, wichtige Informationen zugleich sachlich und einfühlsam anzusprechen. Die kindgerechten Illustrationen von Dagmar Geisel begleiten das Buch liebevoll.
Abgerundet wird das Buch durch ein Nachwort für Eltern, welches viele wichtige Informationen bereithält, wie Erwachsene Kinder begleiten können. Es ruft uns dazu auf, Kinder nicht auszugrenzen und sie nicht ihren Gefühlen alleine zu überlassen, denn es ist ein Trugschluss zu denken, dass Kinder – auch wenn wir uns noch so sehr bemühen – unsere sorgenvolle Gefühlswelt nicht spüren würden. Mit ihnen ins Gespräch zu gehen und sie spüren zu lassen, dass sie all ihre Fragen stellen und Gefühle äußern können, stärkt Kinder sich mit diesen Erfahrungen konstruktiv auseinandersetzen zu können.
Das Buch wird für Kinder ab sechs Jahren empfohlen. Aber auch für Erwachsene, die in irgendeiner Art und Weise Kinder bei diesem Thema begleiten, finde ich es sehr wertvoll, um sich für die Gedanken- und Gefühlswelt der Kinder zu sensibilisieren.
Betont werden könnte meiner Meinung nach, dass wir Erwachsene – gerade bei dem Thema Hoffnungsbilder – zunächst den Kindern Raum geben, ihre Vorstellungen zu äußern. In unserem Bemühen unsere Kinder zu trösten, bieten wir vielleicht vorschnell Bilder an, die Kinderseelen auch ängstigen können. Dass der verstorbene Mensch im eigenen Herzen weiterleben wird oder vom Himmel aus immer auf uns herabsieht, kann von Kindern auch beängstigend erlebt werden. Wichtig ist es, sich der Sprache und der Vorstellungswelt des Kindes anzupassen. Insgesamt gefällt mir das Buch sehr gut und ich empfehle es gerne.
Die Welt steht still
Rezension: Ineke Burs
Kindergeschichten von Abschied, Tod und Trauer für Kinder von 5-9 Jahren
Auch Kinder müssen Abschied nehmen, aber wie geht man mit diesen schwierigen Situationen um? Wie beantwortet man ihre Fragen? Wie kann man mit Kindern über Trauer, Tod und Abschied sprechen? Dieses Buch erzählt fünf kurze Geschichten zum Thema Abschied sowie fünf Geschichten zum Thema Tod.
Die Geschichten sind jeweils aus der Kinderperspektive erzählt und handeln z. B. von der Trennung der Eltern, der Demenz eines Großelternteils, dem Verlust der Heimat durch Flucht und von der eigenen Erkrankung. Nach jeder Geschichte gibt es eine kurze Zusammenfassung, Fragen zum Inhalt sowie zum Thema und verschiedenste Impulse, wie passende Spiele oder Bastelanleitungen. Dabei werden diese schwierigen Themen auf sehr kindgerechte Art vermittelt, sodass man tolle Anregungen erhält, mit Kindern in den Austausch zu gehen.
Gerade das Thema Tod wird, wie ich finde, sehr passend in den verschiedensten Facetten von Abschiedsritualen bis zur Beerdigung beleuchtet. Die Autorin richtet sich vor allem an ErzieherInnen und LehrerInnen, die mit dem Material in Gruppen oder mit einzelnen Kindern arbeiten können, denn über Trauer zu sprechen kann sehr hilfreich sein, wie Behnke mit diesem Buch betont.
Die hervorragende Gliederung des Buches macht es leicht, sich zurechtzufinden und die zurückhaltende Gestaltung ist sehr angenehm.
Im Himmel ist es fast genauso
Rezension: Maike Biermann
„Im Himmel ist es fast genauso“ ist ein sehr ungewöhnliches und beeindruckendes Kinderbuch, das vom Tod, von der Trauer, vom Vermissen und tiefen Gefühlen berichtet.
Es erzählt die Geschichte eines achtjährigen Jungen, dessen Schwester bei der Geburt, drei Jahre vor seiner eigenen Geburt gestorben ist. Seine Mutter verkriecht sich oft mit Kopfschmerzen tagelang im Bett und Ulf ist auf sich selbst gestellt. Er muss immer leise sein, da „Mama eine Strassenbahn im Kopf“ hat. Ulf ist oft bei seinem Freund Klas. Gemeinsam machen sie sich Gedanken über den Tod und Ulf spricht über die verstorbene Schwester. Er vermisst sie sehr, obwohl er sie nie kennengelernt hat. Er denkt darüber nach, wo wohl die Toten wohnen und fragt seinen Vater, ob der Himmel so groß sei, dass alle Toten darin Platz finden. Sein Vater wimmelt ihn jedoch schnell ab und sagt, dass es keinen Sinn macht über Tote zu sprechen. Ulf überlegt sich, wo die Schwester jetzt wohl sein könnte und Klas erzählt ihm von seiner Phantasie, dass man mit den Toten im Himmel über ein Mikrofon sprechen könne. Schließlich probiert Ulf heimlich den Funkapparat von Papa aus und schickt eine Nachricht an seine Schwester. Sie solle ihn doch bald besuchen! Am nächsten Tag begegnet er einem Mädchen im Alter seiner Schwester, verbringt spielenderweise viele Stunden mit ihr, freundet sich mit ihr an und kommt zu dem Schluss, dass das seine Schwester sein könnte. Als sich aufklärt, dass das Mädchen eine Freundin seines Bruders ist, ist er zutiefst erschüttert. Ulf findet jedoch aus der Traurigkeit heraus, da Klas ihm erklärt, dass in diesem Mädchen vielleicht für den Moment seine Schwester spürbar war. Dies tröstet Ulf sehr.
Dieses Buch erzählt von einer tiefen Traurigkeit und dem Sehnen des Jungen nach seiner großen Schwester. Es wird deutlich, wie wichtig Antworten für Kinder sind und manchmal sind es vielleicht Antworten, die für uns Erwachsen erstmal abwegig erscheinen. Für Ulf ist es so, dass er über greifbare Mittel versucht Kontakt in den Himmel zu bekommen. Kinder denken anschaulich und sie brauchen unsere Unterstützung. In dieser Geschichte sind beide Elternteile nicht wirklich greifbar und doch gelingt es den Kindern, für sich eine Antwort zu finden und seiner toten Schwester einen Platz im Leben zu geben.
Ich empfinde die Geschichte bei aller Traurigkeit als sehr hoffnungsvoll. Sie ist großartig und sehr klar geschrieben und sowohl für Kinder als auch für Erwachsene empfehlenswert!
Abschied von Opa Elefant
Rezension: Stella Borgmeier
Herumtollend spielen die Elefantenkinder an einem warmen Sommertag am Fluss, ziehen das Wasser wie durch einen Strohhalm in ihre Rüssel und besprühen sich gegenseitig damit den Rücken.
Der kleinste Elefant Johnny wird aufmerksam auf den Elefantengroßvater, der mit seinem langen, faltigen Rüssel auf sie zukommt. Doch kommt der Opa Elefant heute nicht, um seinen Enkelkindern eine Geschichte zu erzählen: Opa Elefant möchte sich von seinen Enkelkindern verabschieden, denn er wird sterben.
Jonny ist ganz verwirrt: Wie geht sterben? Und wohin geht man, wenn man stirbt?
Geht man in den Himmel oder in die Hölle? Lebt man das ganze Leben noch mal von vorn? Oder wird man in etwas anderes verwandelt? Vielleicht wird man ja auch zu Staub? Oder fliegt die unsichtbare Seele aus dem Körper und lebt weiter?
Aufgeregt von Opas Nachricht erzählen sich die Enkelkinder gegenseitig, was für sie der Tod bedeutet, doch können sie sich nicht einigen.
Auch Opa Elefant kann Johnnys Frage, was denn nun wirklich passiert, wenn man stirbt, nur mit den Worten: Der Tod ist ein großes Geheimnis, niemand weiß, was passiert, wenn man stirbt. Das muss jeder für sich alleine erleben und das ist das Besondere daran, beantworten.
„Abschied von Opa Elefant“ ist ein sehr gelungenes Buch. Liebevoll thematisiert es die Vorstellungen von Tod und was danach kommt und erlaubt dabei jedem sich seine eigenen Vorstellungen zu machen. Ich finde das Buch vor allem gelungen, da es so nah an der Wahrheit ist. Niemand weiß was wirklich nach dem Tod kommt und so ist es doch umso schöner, dass jeder sich seine eigenen Vorstellungen bilden darf.
Der Baum der Erinnerungen
Rezension: Maike Biermann
In diesem Buch wird die Geschichte von einem kleinen roten Fuchs erzählt, der am Ende seines Lebens angekommen ist und Abschied nimmt. Er legt sich in den Schnee und stirbt. Seine Freunde, die übrigen Waldbewohner sind sehr traurig und versammeln sich im Wald auf einer Lichtung um den Fuchs herum. Einer von Ihnen macht den Anfang, durchbricht die stille Traurigkeit und erzählt von seinen Erinnerungen über den Fuchs. Viele andere schließen sich und berichten über das, was sie mit dem Fuchs im Leben verbunden hat. Vor ihren Augen und im Herzen werden die Bilder des Fuchses lebendig und um den Fuchs herum entsteht eine muntere, herzenswarme Erzählrunde, in der auch gelacht wird und Schönes ausgetauscht wird. An der Stelle, wo der Fuchs gelegen hat, sprießt nach kurzer Zeit ein kleines orangenes Pflänzchen aus dem Boden hervor. Während die Waldbewohner weiter ihre Erinnerungen austauschen, wächst der Baum in ihrer Mitte immer weiter und wird schließlich zu einem wunderschönen riesigen Baum, der allen Tieren Schutz bietet. Es ist der Baum der Erinnerungen und der kleine Fuchs bleibt durch die Erinnerungen für seine Freunde immer lebendig.
Dies ist eine wunderschöne Geschichte über das Leben, das Sterben und den Abschied. Mit einfachen und klaren Worten und Bildern wird beschrieben, was hilfreich und tröstlich ist, wenn wir von jemandem Abschied nehmen müssen, den wir lieben. Über den Verstorbenen zu sprechen, hilft Erinnerungen lebendig werden zu lassen. Es hat mich sofort an das so vielen Menschen vertraute Kaffeetrinken nach einer Beerdigung erinnert. Wie hilfreich ist es doch, in diesen schwierigen Momenten solch ein vertrautes Ritual zu haben.
Dieses Buch ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene empfehlenswert und hilfreich, die sich in solch einer Situation des Abschieds befinden. Ein schönes und einfühlsames Buch!
Lukas ist wie Lukas
Rezension: Nina Sautmann
Bilderbuch für Kinder bis 6 Jahre
Diese Geschichte handelt von Tord und seinem großen Bruder Lukas. Die beiden mögen einander sehr und spielen gerne zusammen. Doch Lukas ist nicht wie all die anderen Kinder: Er hat das Down-Syndrom. Eines Tages möchten Tord und Lukas wie so häufig zusammen Fußball spielen, doch auf der Wiese, auf der sie immer spielen, sind schon andere Kinder. Weil Lukas anders ist, möchten sie nicht, dass er mitspielt, was Lukas sehr traurig macht. Tord hingegen darf mitspielen. Als er jedoch den Ball ins Aus schießt, wird eines der anderen Kinder wütend und schubst ihn. Lukas verteidigt Tord sofort. Da wird auch Tord wütend: „Und warum darf Lukas nicht auch mitspielen?“. Die anderen Kinder stört, dass Lukas nicht so ist wie sie. Die Kinder beginnen zu streiten, aber Tord und Lukas erkennen, dass Lukas einfach besonders ist. Lukas ist eben wie Lukas und das ist auch gut so! So ziehen sich die beiden selbstbewusst aus dem Streit zurück und lassen die anderen Kinder staunend auf der Wiese stehen.
„Lukas ist wie Lukas“ ist meiner Meinung nach ein rührendes Bilderbuch, welches die besondere Beziehung von Geschwistern, von denen eines mit einem Handicap lebt, beschreibt. Eine solche Situation mag für alle Beteiligten nicht immer einfach sein, doch dieses Buch kann besonders jungen Geschwistern von einem Kind mit Handicap zeigen, wie wichtig es ist zusammenzuhalten und einander so zu akzeptieren, wie man ist. Große, aussagekräftige Bilder von Susanne Szesny unterstreichen die Geschichte, sodass dieses Bilderbuch einen durch und durch positiven Eindruck bei mir hinterlässt.
Wirklich empfehlenswert!
Wie der kleine rosa Elefant einmal sehr traurig war und wie es ihm wieder gut ging
Rezension: Maike Biermann
Die Geschichte handelt von einem kleinen Elefanten namens Benno, der eines Tages seinen allerbesten Freund Freddi verabschieden muss, da dieser mit seiner Herde in eine andere Richtung weiterzieht. Der Abschied macht den kleinen Elefanten unendlich traurig, so dass es ihm schwer fällt zu spielen oder zu essen. Immer wieder muss er weinen, doch von niemandem wird er in seinem Gefühl der Traurigkeit so recht aufgefangen und Ratschläge wie: „Das ist doch nicht so schlimm, das passiert jedem einmal“ machen ihn nur noch trauriger. Er macht sich daraufhin auf den Weg zu der Eule Heureka, die ihm eine Anleitung zum Traurig Sein gibt und ihm signalisiert, dass er mit all seinen Gefühlen so in Ordnung ist. Sie erklärt ihm wie er mit seiner Traurigkeit umgehen kann und gibt ihm vier kluge Tipps: 1. Weine 2. Erzähle über deine Traurigkeit 3. Schaff deinem Freund einen Platz in deinem Herzen 4. Nimm dir viel Zeit. Der kleine Elefant geht nach Hause, setzt die Dinge, die ihm geraten wurden um und kann eines Tages auch wieder lachen. Dieses Buch ist ein wundervoll einfühlsames und weises Buch über die Beschreibung des Trauerprozesses, bzw. möglicher Trauerphasen.
Auf verständliche Art und Weise wird Kindern hier vermittelt worauf es bei der Trauer ankommt, nämlich die Kanalisierung der Traurigkeit in Tränen, um das Gefühl der Trauer zuzulassen, die Kommunikation (sprich mit anderen über deine Traurigkeit), um getröstet zu werden und gib dem Verlorenen einen neuen Platz, um wieder am Leben teilhaben zu können. Diese Schritte machen es dem Elefanten in dieser Geschichte möglich, sich neu zu orientieren und wieder mit anderen zu spielen.
Es ist ein hoffnungsvolles Buch, das dem Leser eine gute Möglichkeit zur Identifikation gibt und einem das Gefühl vermittelt, in seinem Trauerprozess verstanden zu werden. Wundervolle, aussagekräftige Illustrationen von Eric Battut unterstützen den Text. Sowohl für Kinder als auch Erwachsene ist dieses Buch ein hilfreicher Begleiter bei Abschieds- und Trauerprozessen! Ich selber lese es immer wieder gerne und entdecke darin immer wieder etwas Neues für mich. Ich kann es eigentlich nur jedem ans Herz legen, dieses Buch einmal zu lesen. Gerne verwenden wir es auch in der Schulung für unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter, um anhand dessen die Trauerphasen zu verdeutlichen. Ein wirklich ausgezeichnetes Bilderbuch!
„Was ist das?“, fragt der Frosch
Rezension: Katrin Beerwerth
Bilderbuch für die Kleinsten
Dieses Bilderbuch eignet sich, kleinen Kindern ein erstes Gespräch über den Tod anzubieten. Helle, großformatige Bilder und ein Text, der sich auf das Wesentliche beschränkt, bringen die Geschichte auf den Punkt.
Schwein und Frosch finden eine Amsel. Sie sind sich unsicher, was mit ihr los ist. Der Hase erkennt die Situation und gemeinsam mit der Ente beerdigen sie die Amsel an einem schönen Platz.
Die Gefühle der Tiere wie Unsicherheit, Ratlosigkeit, Betroffenheit, Traurigkeit, aber auch Lebensfreude spiegeln sich in den Gesichtern der Tiere und bieten Kindern die Möglichkeit eigene Gefühle zu benennen. Und vor allen Dingen spiegelt die Geschichte wieder, dass Kinder anders trauern als wir Erwachsenen. Sie sind in der Lage, in einem Moment zutiefst traurig zu sein um dann in dem nächsten Moment sich wieder dem Leben zuzuwenden. So spielen die vier Freunde nach der Beerdigung und einem Moment des Innehaltens zusammen Fangen, sind ausgelassen und lachen.
Was ist los mit Ben?
Rezension: Ann-Christin Konderla
für Kinder und Erwachsene
„Was ist los mit Ben?“ beschreibt die Situation einer betroffenen Familie, aus der Sicht des gesunden Geschwisterkindes. Es lädt dazu ein beim Lesen mit dem Kind ins Gespräch zu kommen und bietet eine gute Grundlage, damit das Kind weitere Fragen stellen kann.
Das Buch erzählt die Geschichte eines 7 jährigen Mädchens Lotte, dessen 5 jähriger Bruder Ben krank geworden ist. Es wird aus Lottes Sicht beschrieben, welche Veränderungen innerhalb der Familie stattfinden. Durch die Erkrankung von Ben hat sich vieles verändert. Sie berichtet davon, dass ihr Bruder nun zu müde ist um mit ihr zu spielen, ihre Mutter oft mit Ben ins Krankenhaus fährt und auch lange dort bleiben muss. Lotte ist nun mit Papa alleine zu Hause und findet es ohne Ben langweilig. Sie ist nun nach der Schule oft bei ihren Großeltern, dabei möchte Lotte auch lieber bei Ben und Mama sein. Die Mama erklärt Lotte, dass Ben krank ist. Auch wenn er wieder nach Hause kommt, wird er noch krank sein. Für Lotte ist dies nur schwer zu begreifen. “Ich verstehe das nicht!“. Es wird deutlich, wie schwierig es auch für Geschwisterkinder sein kann, die Situation zu verstehen. Das Buch zeigt auch, wie wichtig es für die Kinder ist, dass ihre Fragen beantwortet werden.
Als Ben aus dem Krankenhaus kommt, hat er zu Hause ein neues Bett. Abends ist die Mutter oft müde, wenn sie Lotte eine Geschichte vorliest und schläft oft selbst dabei ein. Es wird sehr anschaulich beschrieben, welche Veränderungen dies auch für Lotte hat. Sie muss oft auf ihre Eltern verzichten und merkt, dass ihre Mutter kaum noch Zeit für sie hat. Plötzlich verändert sich der ganze Alltag der Familie und die Erwachsenen führen ernste Gespräche, die Lotte nicht mitbekommen soll. Das Buch beschreibt schön, welch feines Gespür Kinder dafür haben, wenn Erwachsene sich anders verhalten.
In dem Buch werden auch die unterschiedlichen Institutionen genannt, die nun mit der Familie zusammenarbeiten. Von der Kinderärztin, die regelmäßig die Familie besucht, um nach Ben zu schauen, bis hin zur Mitarbeiterin vom Kinderhospizdienst, die gemeinsam mit Lotte Zeit verbringt. Dann darf Lotte immer überlegen, was ihr besonders viel Spaß macht.
Ich empfinde das Buch als eine gute Grundlage, um mit dem Kind ins Gespräch zu kommen. Es zeigt viele Situationen auf, die betroffenen Familien wahrscheinlich allzu bekannt vorkommen werden. Das gemeinsame Lesen des Buches kann bei den Kindern einige Fragen aufwerfen, die gemeinsam besprochen werden können. Auf diese Weise kann man sich langsam den Thema annähern und dem Kind die Situation genau erklären, ohne es zu überfordern.
Ein Dino zeigt Gefühle
Rezension: Königskinder
Dinos sind immer groß, stark und gefährlich, denkt man, aber sie können auch ganz schön traurig oder ängstlich sein.
Wie sich Trauer und Angst, aber auch Gefühle wie Nachdenklichkeit, Unentschlossenheit oder Geborgenheit anfühlen wird in diesem Buch sehr anschaulich dargestellt. Dabei wird jedem Gefühl eine Doppel-Seite gewidmet, der Text wird durch jeweils ein ausdrucksstarkes Bild unterstützt und es bleibt viel Freiraum für individuelle Geschichten.
„Ein Dino zeigt Gefühle“ ist als Begleitung für Gespräche mit Kindern über ihre Gefühle gedacht, um ihnen zu helfen ihre Gefühle auszudrücken, sich dadurch besser wahrzunehmen und das Selbstbewusstsein zu stärken.
Zusätzlich gibt es einen Ratgeber, der Sie beim Einsatz des Buches begleitet.
Wie ist das mit der Trauer?
Rezension: Maike Biermann
In diesem Buch dreht sich alles um das Thema Abschied, vom kleinen, einfachen bis hin zum schlimmen Abschied. Das Buch ist aufgeteilt in einzelne in sich abgeschlossene Erzählungen in kindgerechter Sprache, die sich mit unterschiedlichen Lebens-/Trauersituationen von Kindern und Familien beschäftigen. So werden beispielsweise die Geschichten von Lena und Tim erzählt, deren Großeltern verstorben sind oder von Benni und Sofie, die mit dem plötzlichen Tod ihres Vaters zurechtkommen müssen bis hin zu Maxi, die um ihren verstorbenen Bruder trauert und sich schuldig daran fühlt. In diesen Erzählungen wird kein Gedanke tabuisiert und alles an- bzw. ausgesprochen, was Kinder in diesen Situationen bewegt.
Die unterschiedlichen Gefühle in den verschiedenen Phasen der Trauer wie beispielweise Schock und Nichtwahrhabenwollen bis hin zu einer gelingenden Trauerbewältigung werden hier verständlich zur Sprache gebracht. Oft fühlen sich Kinder, die mit dem Abschied konfrontiert sind sprachlos und können ihre Gefühle nicht in Worte fassen. Diese Erzählungen holen die Kinder behutsam in ihren Gefühlen dort ab, wo sie gerade stehen, und verhelfen dazu, ihre eigenen Trauerreaktionen besser zu verstehen und einzuordnen. Kindern gelingt es schnell, sich mit den Akteuren dieses Buches zu identifizieren.
In die Geschichten sind immer kleine Infoblöcke und Texte eingeschoben, in denen Themen aus den Erzählungen, wie beispielweise der Ablauf einer Beerdigung, einzelne Trauerphasen, Friedhof etc. nochmal gesondert aufgegriffen und erläutert werden.
Diese können auch von den Erwachsenen als hilfreiche Anregungen zum Gespräch mit dem Kind genutzt werden. Darüber hinaus sind in dem Buch viele tragende hoffnungsvolle Bilder zum Thema Sterben und Tod aus dem christlichen Glauben zu finden, die den Kindern und Erwachsenen angeboten werden. Dadurch bleibt dieses Buch nicht rein informativ, sondern beinhaltet viele tröstende Momente. Die kurzen Erzählungen können voneinander unabhängig je nach Trauersituation des Kindes eingesetzt werden.
Ich empfinde dies Buch als ein besonderes Buch, da es gelungen ist, durch unterschiedlichste Erzählungen Kinder in ihren doch so vielfältigen Gefühlen und Reaktionen in der Trauer zu erreichen und dem Gefühlten, wie Traurigkeit, Wut, Angst, Ohnmacht, Schuld, Schock, Unsicherheit, Verzweiflung etc. Worte zugeben. Trotz der vielen Informationen spendet es Trost und Hoffnung und ist dadurch ein wertvoller Begleiter in vielfältigen Trauersituationen im Erleben eines Kindes.
Die besten Beerdigungen der Welt
Rezension: Anke Konermann
An einem langweiligen Tag findet Esther eine tote Hummel und beschließt, diese zu beerdigen. Ihr Freund (hier als Bucherzähler in der „Ich-Form“ beschrieben) wird von der dominanten Esther in die Zeremonie mit einbezogen, obwohl ihm das zunächst Unbehagen bereitet. Er bietet an, Gedichte zu schreiben, da ja eine Totenrede gehalten werden muss.
Nachdem die Hummel würdevoll auf einer einsamen Lichtung begraben wurde, beschließt Esther, da die Welt voller Tote ist, sich darum zu kümmern. Sie machen sich auf die Suche nach toten Tieren und Esthers kleiner Bruder beteiligt sich an der Suche, obwohl er den Begriff „Tod“ noch nicht versteht. Esther versucht ihm klarzumachen, dass jeder mal sterben muss, meist aber erst wenn man ganz alt ist.Der kleine Bruder Putte wird ganz traurig und weint. Da Putte so gut weinen kann, ist er ab sofort bei den Beerdigungen für das Weinen und das Bemalen von schönen Steinen zuständig.Sie gründen eine Firma mit dem Namen „Beerdigungen AG“, befüllen einen alten Koffer, indem alles zu finden ist, was man für Beerdigungen so braucht und wollen die besten Beerdigungen der Welt ausrichten. Esther ruft alle Nachbarn an und es findet sich tatsächlich gegen Bezahlung ein toter Hamster mitsamt seiner trauernden Besitzerin. Ihm ermöglichen sie eine wunderschöne Beerdigung. Als sich in der Nachbarschaft nichts mehr an Verstorbenen finden lässt, liegen im Kühlschrank immerhin noch drei tote Heringe…
Nach unzähligen Bestattungen beschließen die Kinder, am nächsten Tag etwas anderes zu spielen.
Das Thema Tod wird in diesem Buch in einer lebensnahen Erzählung liebevoll und behutsam von verschiedenen menschlichen Charakteren beleuchtet. Neben der wunderbaren Illustration, die hell und freundlich die Situationen darstellt, ist der Text von Traurigkeit und Witz geprägt..
Ein absolut empfehlenswertes, wunderschönes Kinderbuch ohne jede falsche Sentimentalität.
Als Otto das Herz zum ersten Mal brach
Rezension: Oda Findorff-Otto
Annie wird niemals wiederkommen! Mit dieser plötzlichen Nachricht nach einem tödlichen häuslichen Unfall des kleinen Mädchens wird Otto an einem Morgen konfrontiert. Aber Annie ist nicht irgendeine Klassenkameradin – sie ist mit Otto auf eine besonders liebevolle Weise verbunden. Sie sind gemeinsam sogar mit Ringen verbunden, die sie sich von ihrem Taschengeld mühevoll aus einem Kaugummiautomaten gezogen haben. Eigentlich hatten sie im Kinderzimmer sogar richtig geheiratet.
Nun ist Annie nicht mehr da. Und Ottos verwundete kleine Kinderseele erinnert an die eines Witwers, der um seine geliebte Frau trauert. Er besucht alle Plätze, an denen sie gemeinsam waren. Er spürt die Einsamkeit. Vieles kann er nur alleine bewältigen, aber in seinem einfühlsamen Elternhaus und in der Schule erfährt er Trost und gute Begleitung.
Es ist ein zartes und anrührendes Buch darüber, wie ein kleiner Junge lernt, mit dem Tod umzugehen. Es wird den kleinen Leserinnen und Lesern helfen zu verstehen, wie sich ein Angehöriger fühlt, wenn der Partner plötzlich verstirbt. Daniela Bunge hat die zu Herzen gehende Geschichte in warmen Farben detailreich illustriert, so dass auch jedes Bild für sich zum Innehalten und Nachdenken einlädt.
Dieses Buch sollte in keiner Grundschulbibliothek fehlen.
Der Bär und die Wildkatze
Rezension: Nina Sautmann
Bilderbuch für Kinder ab 6 Jahren
Der Bär ist traurig, denn sein bester Freund, der kleine Vogel ist gestorben. Liebevoll bastelt er eine kleine Schachtel für den kleinen Vogel, die er fortan immer bei sich trägt. Die Tiere im Wald machen sich Sorgen um den Bären und raten ihm, er solle doch den kleinen Vogel vergessen. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Der Bär fühlt sich nicht verstanden und schließt sich ein. Lange Zeit verlässt er sein Haus nicht mehr, doch eines Tages öffnet er das Fenster und entschließt sich, sich auf den Weg zu machen, wo er nach einer Weile auf die Wildkatze trifft. Auch sie hat eine Schachtel dabei und die beiden kommen ins Gespräch. So zeigt der Bär der Wildkatze die kleine Schachtel, in der der kleine Vogel nach wie vor ganz friedlich liegt und realisiert, dass er zum ersten Mal seit langer Zeit auf jemanden getroffen ist, der ihn zu verstehen scheint. Er erinnert sich an all die schönen Momente, die er gemeinsam mit dem kleinen Vogel erleben durfte und kann ihn schließlich an einer Lichtung im Wald, an der sich die beiden immer gesonnt hatten, beerdigen. Die Wildkatze nimmt ihn mit auf eine Reise in die große weite Welt.
Die Geschichte vom Bären und der Wildkatze erzählt auf anrührende Weise von dem Verlust eines guten Freundes, der Trauer und dem langen Weg der Bewältigung. Nicht immer verstehen andere uns, wenn wir trauern. Wir sollen möglichst schnell vergessen, doch das ist nicht der Sinn der Trauer. Vielmehr geht es darum, einen Weg zu finden, die lieben Verstorbenen in unser Herz zu schließen und sie in unserer Erinnerung und in unserem Herzen zu behalten, wozu die Wildkatze dem Bären auf einfühlsame Weise verhilft. Sie wird zum neuen Freund des Bären, der ihn versteht. Zwar ist sie kein Ersatz für den kleinen Vogel, doch der Bär findet einen Weg, wie er mit seiner großen Trauer um ihn weiterleben kann.
Schwarz-weiße Illustrationen unterstreichen die unendliche Trauer des Bären und kleine Farbakzente verdeutlichen die der Geschichte innewohnenden Hoffnung. Bilder und auch Geschichte sind für ein Bilderbuch recht anspruchsvoll, daher eignet sich dieses Buch insbesondere für Kinder ab 6 Jahren, einerseits um selbst neue Hoffnung in der Trauer zu schöpfen, andererseits auch um über Themen wie Sterben Tod und Trauer, sowie die eigenen Gedanken und Gefühle dazu zu sprechen.
Ein Buch voller Hoffnung und Trost, das sehr zu empfehlen ist!
Die Hälfte des Himmels gehört Bo
Rezension: Oda Findorff- Otto
Geschichten, in denen wir mit dem Sterben und dem Tod konfrontiert werden, sind zumeist traurig. Dieses Kinderbuch jedoch ist offen und authentisch und an verschiedenen Stellen sogar sehr lustig. Geschrieben ist es aus der Perspektive der elfjährigen Martha, die sich als drittälteste Schwester in der Geschwisterfolge ein gemeinsames Kinderzimmer mit ihren sechsjährigen Bruder Boris, genannt Bo, teilt.
Zank und Streit sind da ebenso an der Tagesordnung wie Kuscheln, kleine Geheimnisse und gemeinsame Streiche. Wie in jeder Familie mit mehreren Kindern. Zunehmend belastend empfindet Martha nur die Tatsache, dass die Eltern ihrem Jüngsten unverhältnismäßig viel durchgehen lassen. Bo kann anstellen, was er will, die Reaktion der ansonsten sehr konsequenten Eltern ist Sanftmut und Nachgiebigkeit. Die Erklärung für dieses widersprüchliche Verhalten lässt sich irgendwann nicht mehr zurückhalten.
Die Eltern müssen ihren Töchtern die Wahrheit über Bo sagen, eine Wahrheit, die sie selbst und Bo schon lange kennen: Bo, der noch nie so schnell laufen konnte wie seine gleichaltrigen Freunde und der auch ein paar Mal bewusstlos zusammenbricht, ist so krank, dass er sterben wird. Mit einem Mal versinkt die heile Kinderwelt in einer dunkelgrauen Wolke.
Nur Bo mit seinem unbekümmerten, sonnigen Gemüt, Bo mit seinem unbeugsamen Willen, Bo, der Besserwisser und Rechthaber, Bo, der „große Nichtübelnehmer“, dieser Bo klagt nicht. Denn die Hälfte des Himmels gehört längst ihm. Den Himmel hat er nämlich Herrn Körner, dem Piloten, abgekauft. Für drei Zitronenbonbons und zwei große Himbeerlutscher. Seine Eltern haben ihm damit geholfen einen Himmel entwerfen, auf den er sich freuen kann. Das zeugt von großer Kraft, von Stärke und von Liebe, und damit endet die anrührende Geschichte auch: mit dem Glück, Bo erlebt und geliebt zu haben, wenn auch nur für kurze Zeit.
Das Buch ist sehr einfühlsam geschrieben, Erwachsene werden im letzten Drittel Mühe haben, die Tränen zurückzuhalten. Die Lektüre ist in jedem Fall eine Bereicherung und eignet sich zum Selber lesen für Kinder ab 10 Jahre, zum Vorlesen für Kinder ab 6 Jahre.
Jolante sucht Crisula – Die Geschichte einer unendlichen Freundschaft
Rezension: Nina Sautmann
Jolante und Crisula sind allerbeste Freundinnen. Doch eines Tages ist Schildkröte Crisula, die schon 127 Jahre alt ist, plötzlich verschwunden. Jolante versteht die Welt nicht mehr und begibt sich auf die Suche nach ihr. Sie erfährt schließlich, dass Crisula verstorben ist, findet sie aber doch wieder: Ganz tief in ihrem Herzen.
Das Buch „Jolante sucht Crisula“ veranschaulicht auf einfühlsame Weise, wie es ist, einen nahestehenden Menschen zu verlieren. Abschied – das bedeute auch, sich auf die Suche zu begeben, einen Weg zu finden, mit dem schweren Verlust umzugehen. So braucht auch Jolante eine Weile, um zu verstehen, was eigentlich passiert ist. Sie ist mal wütend und mal traurig. Doch am Ende träumt sie von Crisula und stellt fest: Sie hat ihre beste Freundin gar nicht verloren! Crisula ist nach wie vor in ihrer Erinnerung und tief in ihrem Herzen. Ihre Freundschaft wird trotz des Todes nicht enden.
Untermalt wird die rührende Geschichte von bunten und freundlichen Bildern, die insbesondere Jolantes lange Suche in den Fokus setzen und damit veranschaulichen, dass Abschied immer eine gewisse Zeit braucht. Dieses Buch kann vor allem Kindern, die den Verlust eines nahestehenden Menschen verarbeiten müssen, dazu verhelfen, ihre Trauer zu verstehen und wieder neue Hoffnung zu schöpfen, dass auch sie einen Weg finden werden, mit dem schweren Verlust umzugehen.
Ein rundum gelungenes Bilderbuch!