Sachbücher
Wenn ein Enkelkind gestorben ist
Trauernde Großeltern begleiten
Autorin: Angelika Thaysen
Rezension: Paula Dicks
Das Buch nimmt die Gruppe von Menschen in den Blick, die in der Trauerbegleitung häufig vernachlässigt werden, denn oft steht die Trauer der Eltern im Vordergrund und Trauergruppen für betroffene Großeltern sind nicht geläufig. Und das, obwohl Großeltern doppelt betroffen sind. Sie trauern um das verstorbene Kind und machen sich Sorgen um ihr eigenes Kind. Zusätzlich tauchen quälenden Fragen auf: Warum so jung und warum nicht ich? Gibt es Trost, wenn ein kleines Kind stirbt?“ – Mit diesen und weiteren Fragen hat sich die Trauer- und Sterbebegleiterin Angelika Thaysen in dem Buch auseinandergesetzt. Die Autorin hat selbst den Tod einer Enkelin erlebt und zusätzlich andere betroffene Großeltern interviewt, die ebenfalls ein Enkelkind verloren haben.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt und bietet so eine übersichtliche Struktur. Im ersten Teil geht Thaysen auf theoretische Inhalte sowie verschiedene Trauermodelle ein. Die Auswirkungen durch den Tod eines Kindes werden auf das System Familie in Bezug auf Rollen und Funktionen der Familienmitglieder erläutert. Des Weiteren wird verdeutlicht, dass es ein wichtiger Schritt in der Trauerverarbeitung ist, langsam die Veränderungen zu integrieren, um wieder ein Gleichgewicht im System zu erlangen. Hierbei werden Herausforderungen der Großeltern in Bezug auf die Trauer um Enkelkinder und eigene Kinder sowie die aberkannte Trauer, mit der sie häufig konfrontiert werden, thematisiert. Der zweite Teil des Buches fasst besonders wichtige Themen betroffener Großeltern zusammen, wie beispielsweise plötzliche Todesfälle, eigene Schuldfragen oder Reaktionen des Umfeldes. Durch sehr eindrucksvolle Zitate der trauernden Großeltern bekommen die Leser*innen einen Einblick in deren Gefühls- und Gedankenwelt. Im letzten Teil des Buches werden konkrete praktische Übungen für Einzelpersonen oder Gruppen beschrieben. Menschen, die in der Trauerbegleitung tätig sind, können sehr von diesem Kapitel profitieren und Anregungen für die Praxis bekommen. Trauernde Menschen selbst können sich Rituale oder Methoden aussuchen, um ihren Trauerprozess eigenständig zu gestalten. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei, dass es auch Hintergrundwissen und Übungen zur eigenen Resilienz gib, sodass der Leser*innen die Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen, stärken können.
Ich denke, dass es Thaysen gelungen ist, mit dem Buch auf trauernde Menschen, die oft in zweiter Reihe stehen, aufmerksam zu machen. Durch ihre verständnisvolle und einfühlsame Haltung schafft sie eine Verbindung und kann Menschen im Trauerprozess Sicherheit geben. Insgesamt kann ich das Buch weiterempfehlen, da mir die respektvolle, wertschätzende Sprache positiv aufgefallen ist und Trauernden viele Vorschläge erhalten, eigene Ressourcen zu aktivieren.
So sterben wir
Rezension: Katrin Beerwerth
Wer sich sicher ist, schon viel zu diesem Thema zu wissen und keine weitere Lektüre zur Information oder Auseinandersetzung zu benötigen, dem sei versichert: Mit diesem Buch ergeben sich neue Gedankenansätze.
Es geht nicht um das Sterben als solches, es geht um unser ganz persönliches Sterben. Der Autor, welcher auch für die Süddeutsche Zeitung schreibt, hat sich selbst auf eine Reise begeben und das Gespräch mit vielen Angehörigen und in dem Bereich tätigen Menschen gesucht. So hat er u. a. eine Ärztin bei einer Totenschau begleitet, bei einem Bestatter hospitiert und eine für das Sterberegister verantwortliche Beamtin besucht.
Roland Schulz hat für sein Buch einen besonderen Schreibstil gewählt. Der Autor spricht uns LeserInnen direkt an. Dies hat mich zunächst im wahrsten Sinne des Wortes irritiert. Während sich der eigene Tod beim Lesen sonst leichter verdrängen lässt, liegt er hier direkt vor einem: „Tage vor deinem Tod, wenn noch niemand deine Sterbestunde kennt, hört dein Herz auf, Blut bis in die Spitzen deiner Finger zu pumpen. Wird anderswo gebraucht … Deine Füße werden kalt. Dein Atem verflacht.“ Der mehrfach für seine Recherchen ausgezeichnete Autor führt uns Schritt für Schritt weiter in unserem Sterben. Er beschreibt das Sterben selbst, den Weg unseres Leichnams bis zur Bestattung und die Trauerprozesse des Umfelds, und dies alles sehr detailliert: „Dein Leichnam liegt ohne Regung da, leblos. Aber die Ruhe dieses Anblicks täuscht. In seinem Inneren ist dein Leib noch handwarm, Schauplatz einer enormen Dynamik … die gewohnten Abläufe geraten aus dem Tritt … auch deine anderen Flüssigkeiten folgen der Schwerkraft“.
Auf den ersten Blick mag diese Art und Weise entsetzen, mir erging es nicht so. Die Wirkung des Buches ist schwierig in Worte zu fassen. Neben den vielen Informationen werden auch tröstliche Sichtweisen vermittelt. Dem Tod wird das Unbekannte genommen. Neben der Dynamik gibt es auch viele stille Momente in dem Buch. Keine Frage, das Buch ist sehr eigenwillig, teilweise natürlich auch spekulativ, aber es enthält viele Gedankenanstöße. Es ist vielleicht kein Buch, was man gerne liest, aber von dem man lernen kann.
99 Fragen an den Tod
Rezension: Benedikt Paus
Die Autoren sind die Medizinerin Prof. Dr. Claudia Bausewein, welche eine der führenden Palliativmedizinerinnen Deutschlands ist, und der Physiotherapeut Rainer Simader, welcher als einer der führenden Experten für Hospizarbeit gilt.
Mit diesem Sachbuch haben die beiden es geschafft, fundiertes Wissen über Sterbebegleitung zusammenzustellen. In acht Kapiteln werden 99 Fragen rund um die Themen Tod, Trauer und Begleitung beantwortet. Dabei werden in den verschiedenen Kapiteln unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt:
• Umgang mit der lebenslimitierenden eigenen Diagnose
• Umgang mit der lebensverkürzenden Botschaft eines Angehörigen
• grundsätzliche Fragen zur Begleitung von Sterbenden
• der Prozess des fortschreitenden Sterbens
• das eigentliche Sterben, die Sterbephasen
• Geschehnisse und Ereignisse ab dem Tod
• die Trauer der Angehörigen
• hilfreiche Internetadressen zu allen Themen rund um das Sterben und den Tod
Der Schreibstil des Buches ist sowohl sachlich als auch achtsam. Die leichten Formulierungen schaffen eine verständliche Sprache. Durch die gute Gliederung und Übersicht konnte ich mir schnell und zuverlässig die Themen heraussuchen, die mich besonders interessiert haben. Bei der Auswahl der Fragen hatte ich das Gefühl, dass sich die Autoren viele Gedanken gemacht haben, was wichtig ist und was nicht, und dass es gelungen ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Schade finde ich, dass mir durch die Antworten im Buch teilweise noch mehr Fragen gekommen sind. Beispielsweise bei den Informationen zu der Frage, wie ich Angehörige dazu bringe, mit mir über meinen baldigen Tod zu sprechen. Es wird erklärt, dass die Menschen sich oft durch das Schweigen schützen möchten. Dieses Schweigen macht allerdings einsam, und es wird ermutigt, ins Gespräch zu gehen. Der sterbende Mensch wird ermuntert, die Initiative zu ergreifen und zu verdeutlichen, dass er/sie „der Wahrheit gewachsen ist“. Dies stelle ich mir sehr schwierig vor und hätte mir konkretere Hinweise gewünscht. Hier sei auf das umfangreiche Verzeichnis von unterstützenden Organisationen am Buchende hingewiesen.
Wahrscheinlich ist Ihnen schon deutlich geworden, dass das Buch überwiegend die Fragen aus Sicht von Erwachsenen beantwortet und nicht direkt auf die Kinderhospizarbeit zielt. Aber für uns Erwachsene ist es wichtig, eine eigene Haltung zu diesem Thema zu entwickeln, um Kinder gut begleiten zu können, sodass ich das Buch alles in allem empfehlenswert finde. Es hat mir neue Denkanreize gegeben und meinen Blickwinkel auf Tod und Trauer verändert.
Ich bin auch noch da
Rezension: Yvonne Storcks
Da ein Schwerpunkt in dieser Zeitung die besondere Situation von Geschwistern ist, haben wir uns bewusst nach einem Fachbuch zu dieser Thematik umgesehen. Unter der eher mageren Ausbeute an passenden Titeln sind wir auf dieses Buch aufmerksam geworden.
In dem Buch geht es um eine sehr strukturierte, eher theoretische Abhandlung des Themas der Resilienzförderung und der dadurch erreichbaren positiven Beeinflussung der psychosozialen Entwicklung von Geschwistern behinderter und chronisch erkrankter Kinder.
Gut beschrieben wird der enorme Einfluss eines jeden Familienmitglieds auf die Entwicklung jedes einzelnen Kindes. Entsprechend nachvollziehbar ist es für den Leser, zu verstehen, welch erheblichen Einfluss die Erkrankung oder Behinderung eines Kindes für die Geschwister haben kann, da sich die Lebens- und Familiensituation verändert. Auch wenn ein Geschwister bereits in diese Strukturen geboren wird, ist die elterliche Aufmerksamkeit immer wieder auf die besondere Familiensituation gebündelt.
Insbesondere für die nichtbeeinträchtigten Kinder kann diese Situation phasenweise oder dauerhaft sehr belastend sein.
Dieses Buch befasst sich mit der Situation von Geschwistern behinderter oder chronisch erkrankter Kinder und der Frage, welche Faktoren Resilienz fördern, um diese positiv in ihrer psychosozialen Entwicklung zu beeinflussen. Außerdem werden Einflüsse aufgezeigt, die diese Entwicklung gefährden können. Abschließend wird untersucht, welche resilienzfördernden Unterstützungsmöglichkeiten für Geschwister behinderter Kinder und deren Familien besonders geeignet sind. Neben stetiger Aufklärung und Information der nichterkrankten Kinder werden beispielsweise außerfamiliäre Angebote zur Stärkung wie Veranstaltungen zur Selbsthilfe, Wochenendseminare und Gesprächsgruppen aufgezeigt.
Ebenso wird erläutert, wie wichtig es auch für Eltern ist, Geschwister in eigene Beratungs-prozesse miteinzubeziehen. Lehrern und Pädagogen wird geraten, das Thema Erkrankung oder Behinderung im Unterricht gezielt zu behandeln und Geschwister dabei miteinzu-beziehen und sie über ihre Erfahrungen berichten zu lassen.
Insgesamt gibt dieses Buch einen Überblick über die psychosoziale Entwicklung von Geschwisterkindern, die Beziehungen innerhalb betroffener Familien und deren Einfluss auf die Stärkung von Geschwisterkindern sowie unterschiedliche Ansätze der Resilienzförderung, bleibt dabei aber eher oberflächlich und theoretisch. Ich kann mir vorstellen, dass es für interessierte Menschen, die sich noch wenig mit der Thematik auseinandergesetzt haben, ein informativer Einstieg sein könnte. Wer praxisorientierte Tipps sucht, sollte auf jeden Fall noch vertiefende Literatur hinzuziehen.
Trauernde Menschen mit geistiger Behinderung begleiten
Rezension: Ineke Burs
Orientierungshilfe für Bezugspersonen
Das Buch richtet sich an alle Bezugspersonen von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, ob Familie oder Professionelle. Die Autorin berichtet sehr praxisnah von ihrer Arbeit als Trauerbegleiterin, in der sie seit einigen Jahren auch Menschen mit Beeinträchtigungen begleitet.
Unsere Gesellschaft stigmatisiert teilweise immer noch Menschen mit Beeinträchtigungen, und so gibt es in diesem Bereich wenig Fachliteratur zum Thema Trauer. Oft wird Betroffenen unterstellt, nicht richtig trauern zu können oder die Situation nicht zu verstehen, was wahrscheinlich viel mehr daran liegt, dass wir die Menschen mit Beeinträchtigungen größtenteils nicht sensibel genug wahrnehmen. Die Autorin möchte hier sensibilisieren und aufklären. Dabei bezieht sie sich sowohl auf Theorien z. B. aus Kommunikationsforschung und Psychologie als auch auf Erfahrungsberichte von sich und Betroffenen. Durch diesen Wechsel bekommt man viele verschiedene Perspektiven und Eindrücke.
Das Buch soll keine Anleitung sein, sondern Impulse und Tipps geben, für den Umgang mit trauernden Menschen mit Beeinträchtigung. Dies gelingt meiner Meinung nach gut und man kann sehr viel mitnehmen. Auch durch den Themenmix können viele Berufsgruppen und Angehörige etwas für den Umgang mit dieser besonderen Situation lernen. Der Autorin gelingt es, Angst und Unsicherheiten zu nehmen, denn sie ermutigt zu handeln, auch wenn man mal einen Fehler macht, denn schließlich ist das nur menschlich. Die Alternative wäre es, geistig behinderte Menschen mit ihren Gefühlen alleine zu lassen. Wichtig sei nur, sich immer wieder neu auf die Erlebniswelt der Menschen einzustellen und diese flexibel, sensibel und individuell wahrzunehmen.
Ich kann dieses Buch allen Betroffenen und Interessierten wärmstens empfehlen.
Tod – kein Thema für Kinder? Zulassen – Erfahren – Teilen
Rezension: Kira Kopytziok
Für Eltern, Erziehende, LehrerInnen, PadagogInnen, JugendgruppenleiterInnen, MitarbeiterInnen von Hospiz- und Palliativdiensten
Das Buch „Tod- kein Thema für Kinder?“ setzt sich auf praktische Art und Weise mit der Bearbeitung der Themen Leben, Sterben, Tod und Trauer auseinander.
In unserer Gesellschaft werden Kinder oftmals intuitiv von den Themen Sterben und Tod ferngehalten. Auch der Umgang mit der Trauer von Kindern fällt vielen Personen schwer. Kindergärten und Schulen kommen häufig auf Hospizdienste zu und suchen Beratung für die Bearbeitung der Themen Sterben, Tod und Trauer mit Kindern und Jugendlichen. Aufgrund dieser Erfahrungen haben die Malteser Hospizdienste ein mehrjähriges, deutschlandweites Modellprojekt mit dem Titel: „Gib mir´n kleines bisschen Sicherheit- Die Unsicherheiten des Lebens und des Sterbens teilen“ gestartet.
In verschiedenen Lebens- und Sozialräumen von Kindern und Jugendlichen (Kindergärten, Schulen, Kinder- und Jugendgruppen und Pädagoginnen und Pädagogen) wurden Projekte durchgeführte und sich mit den Fragen des Lebens und des Sterbens auseinandergesetzt. All diese Projekte werden praxisnah im Buch dargestellt und geben Anregungen für die Auseinandersetzung mit den Themen. Das Buch wird als „Werkstattbuch“ beschrieben, welches vielfältige Erfahrungsberichte der Dienste und Projekte der Malteser beinhaltet.
Das Buch bietet die Möglichkeit praktische Methoden für den Umgang und die Bearbeitung der Themen des Lebens und des Sterbens kennenzulernen. Es kann Eltern dabei unterstützen, Ideen zu finden, wie sie ihre Kinder in der Trauer begleiten können. Besonders Pädagoginnen und Pädagogen bietet es viele Anregungen für die praktische Auseinandersetzung in Kindergärten oder Schulen. Die beschriebenen Erfahrungsberichte machen deutlich, dass Sterben und Tod durchaus Themen für Kinder und Jugendliche sind. Oftmals begegnen sie den Themen mit einer natürlichen, interessierten Art und haben einen anderen Zugang zu den verschiedenen Fragen des Lebens nach dem Tod. Das Buch soll Impuls und Ermutigung sein, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen den Weg des Lebens zu gehen, zu dem auch Sterben, Tod und Trauer gehören.
Über das Sterben – Was wir wissen – Was wir tun können – Wie wir uns darauf einstellen
Rezension: Bettina Greulich
„Was uns allen zu wünschen ist, ist ein nüchterner und gelassener Blick auf die eigene Endlichkeit. Dies erfordert eine ruhige und wiederholte Reflexion, am besten im Dialog mit Menschen, die uns am nächsten stehen. Das passiert leider im Leben eher selten, und wenn, dann oft sehr spät. Nehmen wir uns die Zeit dafür.“
Gian Domenico Borasio, geb. 1962 in Italien, war Mitbegründer des Interdisziplinären Zentrums für Palliativmedizin in München und ist seit 2011 Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der Universität in Lausanne. Systematisch, fachkundig und einfühlsam behandelt er das Thema Sterben in einer auch für medizinische Laien verständlichen Sprache.
In den ersten Kapiteln schildert Borasio das, was wir über das Sterben wissen – die biologischen Fakten, die Orte, an denen gestorben wird (oder die wir uns zum Sterben wünschen) und die vorhandenen Strukturen der Sterbebegleitung.
Dann wendet er sich dem zu, was für ihn die grundsätzliche Frage in der Begleitung Sterbender ist:
„Was brauchen die Menschen am Lebensende?“
Ausführlich und durch Beispiele aus seiner langjährigen Tätigkeit bereichert beschreibt er die vier „Säulen“ jeder Patientenbegleitung: Kommunikation – Medizinische Therapie – Psychosoziale Betreuung – Spirituelle Begleitung. Dabei kommt der Kommunikation eine Schlüsselrolle zu (Kommunikation zwischen Arzt/Pflegenden und Patient, Kommunikation bei eingeschränktem Bewusstsein, Kommunikation innerhalb der Familie). Wie sie gelingen kann, dazu gibt er hilfreiche Tipps.
Auch zu anderen Problemen am Lebensende nimmt Borasio Stellung und gibt konkrete Empfehlungen, u.a. zu Ernährung und Flüssigkeit, Atemnot oder Schmerzen.
Ein Kapitel ist dem Thema Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung gewidmet. Auch hier gibt er dem Leser praktische Hinweise zur Umsetzung.
Hauptziel des Buches, so Borasio, ist es, den Menschen ein Stück weit die Angst vor dem Sterben zu nehmen. Dies gelingt nicht allein durch die Fülle an Informationen, sondern vor allem durch den ruhigen, warmen Ton. Auch als Hörbuch, vom Autor selbst gelesen, empfiehlt sich das Buch, das, wie ich finde, ein wichtiges Buch für alle ist, die sich für sich selbst, in der Familie, im Beruf oder im Ehrenamt mit dem Sterben auseinandersetzen möchten. Zuletzt noch einmal ein Zitat:
„Dieses Bewusstsein um die eigene Endlichkeit ist das große Geschenk, das allen in der Palliativ- und Hospizarbeit Tätigen zur Verfügung steht. Der entscheidende Vorteil unserer Arbeit ist, das wir die einmalige Chance haben, von unseren sterbenden Patienten das Leben zu Lernen.“
Keine Angst vor fremden Tränen
Rezension: Anke Konermann
„Ich weiß gar nicht was ich sagen soll…“
Vielen Menschen fällt es schwer Trauernden zu begegnen. Sie haben Angst nicht die richtigen Worte zu finden oder etwas falsch zu machen, werden sprachlos und wenden sich aus Unsicherheit vielleicht ab. Dabei tragen trauernde Menschen schon den Verlust um den verstorbenen Menschen, gerade nun sind verlässliche Kontakte, Beziehungen so wichtig.
Dieses Buch ist geschrieben für alle, die sich mehr Sicherheit für ihre Begegnungen mit trauenden Menschen wünschen. Die Autorin, Chris Paul, ist u.a. die Leiterin des Trauerinstitutes Deutschlands und greift auf ihren großen Erfahrungsschatz zurück. Durch Beispiele und Tipps wird anschaulich beschrieben, welches Verhalten trauenden Menschen gut tut und welches sie aber auch missverstehen können. Zum besseren Verständnis werden grundlegende Trauerprozesse beschrieben.
Ein fachlicher und sehr alltagspraktischer Leitfaden für den Umgang mit trauernden Menschen, der hilft die Sprach- und Hilfslosigkeit zu überwinden und „die Angst vor fremden Tränen“ abzubauen, zuhören zu lernen und die Trauernden nicht alleine zu lassen. Verständnisvoll ermutigt Chris Paul jeden einzelnen einen Weg zum Trauernden zu finden.
Ich hatte das große Glück Chris Paul persönlich kennenzulernen und war sehr beeindruckt von Ihrem Engagement und Fachwissen. Sie versteht es auf wunderbarer und einfühlsamer Weise einem nahezubringen wie wichtig es ist, trauernde Menschen nicht alleine zu lassen!
Sterben, Tod und Trauer in der Schule. Eine Orientierungshilfe
Rezension: Königskinder
Jeder Lehrer kann in der Schule irgendwann mit dem Thema Tod und Trauer konfrontiert werden. Sei es ein Todesfall innerhalb der Familie eines Schülers, der eines Kollegen oder sogar eines Kindes. In dieser Zeit ist es wichtig, die Kinder in ihrer Trauer pädagogisch zu begleiten. Doch der Umgang mit Kindern in Trauersituationen ist bei Weitem keine einfache Aufgabe. Möglicherweise sind die Lehrer auch selbst von der Trauer betroffen.
Stephanie Witt-Loers beschreibt in ihrem Buch, wie sie eine 1. Klasse in ihrer Trauer um J., einen Mitschüler, der durch einen Autounfall ums Leben kam, begleitet. Sie kannte J. persönlich, da er ein Mitschüler und Freund ihres Sohnes war. Aus den Reaktionen ihres Sohnes, ihrer weiteren Kinder und aus ihrer eigenen Betroffenheit heraus entschloss sie sich, die Kinder der 1. Klasse in ihrer Trauer um J. zu begleiten. Sie gestaltete zwei Unterrichtstage und besuchte mit den Kindern das Grab von J. Darüber hinaus lud sie zu einem Elternabend ein und unterstütze J’s Familie bei der Organisation der Trauerfeier. In der Vorbereitungszeit für die Unterrichtstage und die Trauerfeier wäre sie dankbar über eine Orientierungshilfe gewesen, weshalb sie sich dazu entschied, ihr Konzept für die Begleitung der Klasse zu verschriftlichen und dieses Buch zu veröffentlichen.
Das Buch von Stephanie Witt-Loers bietet eine praktische und detaillierte Orientierungshilfe für den Umgang mit Trauersituationen, insbesondere in Grundschulen. Es beinhaltet zahlreiche Materialien und konkrete Beispiele für die Gestaltung von Trauerbegleitungen von Kindern. Darüber hinaus ist in dieser Orientierungshilfe ein ausführliches Verzeichnis mit Literatur-, Musik-, Film-, Theater-, Internetadressen- und Kontaktstellenempfehlungen mit inbegriffen.
Rote Karte für den Schmerz
Autoren: Michael Dobe und Boris Zernikow
Rezension: Königskinder
Wie Kinder und ihre Eltern aus dem Teufelskreis chronischer Schmerzen ausbrechen
Michael Dobe ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln und arbeitet dort auf der psychosomatischen Station mit dem Schwerpunkt Kinderschmerztherapie.
Boris Zernikow ist Chefarzt der Abteilung für Schmerztherapie, Palliativmedizin und Psychosomatik der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln.
Ihr Fachwissen und ihre vielfältigen Erfahrungen werden in diesem Buch anschaulich miteinander verbunden. Fallbeispiele und Zitate von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien machen belastenden Situationen greifbar. Das Buch besticht durch eine verständliche Schreibweise, so dass auch der Laie die Informationen leicht nachvollziehen kann. Ein weiterer Pluspunkt ist die klare Struktur des Buches. Zunächst erfahren wir Grundlegendes zum Thema Schmerz. Was ist ein akuter, was ein chronischer Schmerz? Wir lernen den Teufelskreislauf „Schmerz“ kennen und erfahren, dass es ein Schmerzgedächtnis gibt.
Die Autoren klären uns über typische Denkfallen auf, in denen das Umfeld durch den hohen Leidensdruck hineinfallen kann, welches leider den Teufelskreislauf verstärkt. Natürlich fehlt es nicht an praktischen Hilfestellungen, wie Kinder/Jugendliche und ihre Eltern den Schmerz eindämmen können. Auch Informationen über spezielle Schmerzsymptomatik bei Bauch-, Rücken- und Kopfschmerzen werden gegeben.
Gleichwohl weist das Buch immer wieder auf Grenzen hin und gibt Informationen über Anlaufstellen, wenn eine Behandlung durch jemand Professionelles stattfinden muss.
Das Buch ist sehr empfehlenswert, denn es hält auch viele interessante Informationen für Eltern bereit, deren Kinder nicht aktuell unter starken Schmerzen leiden, denn es gibt grundlegend Anlass darüber nachzudenken, wie wir unsere Kinder bei Schmerzen sehr wahrscheinlich besser begleiten können. Für betroffene Familien ist dieses Buch ein Schatz, denn endlich kann man sich verstanden fühlen. Konkrete Tipps für unterschiedliche Altersstufen geben eine praktische Möglichkeit aktiv etwas an der Situation zu verbessern. Das Buch ist als Taschenbuch erhältlich und kostet 16,95€. Zunächst verwundert der Preis für die 188 Seiten, aber für interessierte Menschen und betroffene Familien ist es Gold wert.